Eine Gefahr fürs Dorf? Kirchhellener Pfauen müssen hinter Gittern

Stadt Bottrop will die Kirchhellener schützen und die Pfauen von Bauer Burkhard Sagel einsperren lassen. Pfauen-Verein kündigt an: „Wir werden kämpfen!“

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Seit mehr als 15 Jahren hat Bauer Burkhard Sagel Pfauen, die frei in Kirchhellen spazieren gehen. Nun müssen die Tiere eingesperrt werden. Foto: Julian Schäpertöns

Für Bauer Burkhard Sagel läuft am Freitag (1. März) die Anhörungsfrist vom Ordnungsamt ab. Nachdem sich mehrere Kirchhellener wegen zerkratzter Autos, Kot und zerstörter Gärten beschwert hatten, forderte die Stadtverwaltung den Bauer auf zu handeln. Ein Verein wurde gegründet, damit die Tiere weiterhin in freier Wildbahn leben können – doch mit der vorgeschlagenen Lösung zeigt sich die Stadt nicht zufrieden. Die Tiere müssen „zum Schutz vor Personen- und Vermögensschäden“ eingesperrt werden. Nun sollen die Tiere erstmal eingefangen und anschließend in eine Voliere gesteckt werden – doch der neugegründete Pfauen-Verein will dagegen vorgehen. 

Der Rückhalt im Dorf und das Medieninteresse war in den vergangenen Tagen groß. Damit Kalle und seine Familie weiterhin frei in Kirchhellen leben können, hatte sich extra der Verein „Kirchhellens Pfauen“ gegründet. Aktuell gibt es bereits 20 Mitglieder. Mitte Februar war deren Vorsitzende Stina Steves noch optimistisch eine Lösung zu finden. Mögliche Schäden durch die Pfauen sollten durch Mitgliedsbeiträge und Spenden übernommen werden. Auch eine Haftpflichtversicherung wollte der Verein für die Tiere abschließen. Bauer Burkhard Sagel wäre somit aus der Verantwortung raus und die Tiere könnten weiterhin frei im Dorf leben.

Doch nach einem intensiven Gespräch mit dem Ordnungsamt und dem Veterinäramt kam die Ernüchterung für die Pfauenliebhaber: Die Tiere sollen trotzdem eingesperrt werden. „Nach den aktuellen Vorfällen mussten wir handeln. Es gab zahlreiche Beschwerden bei uns. Es musst sichergestellt werden, dass keine Gefahr für Menschen oder Vermögenswerte ausgeht“, argumentiert Michael Althammer,Abteilungsleiter Fachbereich Recht und Ordnung

Als mögliches Gefahrenszenario für Menschen nennt er Beispielhaft einen Verkehrsunfall, der durch die Tiere verursacht werden könnte. 2019 kam es zu einem Vorfall auf der A31 als die Tiere dort am Seitenstreifen spazieren gingen – es kam damals zu keinem Unfall. Doch warum reagiert die Stadt erst jetzt? „Uns wurde dieser Fall nicht gemeldet. Wir haben erst jetzt den Artikel der WAZ gelesen“, so Michael Althammer. Für Burkhard Sagel ist diese Argumentation „absurd“. „Die Pfauen leben seit über 15 Jahren frei im Dorf. Es ist nie etwas passiert“, sagt er.

„Wahl zwischen Pest und Cholera!“

Für die Stadt ist die Sache klar: die Tiere müssen eingesperrt werden oder in einen Tierpark. „Ich sehe nur die Wahl zwischen Pest und Cholera“, so Burkhard Sagel. „Da krieg ich einen Kotzreiz. Die Tiere waren nie eingesperrt. Ich würde sie ungerne in eine Voliere sperren. Und in einem Tierpark werden sie flugunfähig gemacht.“ Und auch Stina Steves sagt: „Das hat mit Tierschutz nichts mehr zu tun.“

Vorgeschlagen hatte der Verein auch, den Tieren die Flügel zu stutzen, damit sie weiterhin in Kirchhellen bleiben können. „Das ist tierschutzrechtlich nicht möglich. Ausnahmen gibt es nur bei Zoos oder Parks, die einen Bildungsauftrag haben“, so Michael Althammer. Eine Sondergenehmigung für Kirchhellen wurde eine Absage erteilt.

Stina Steves hat Mitte Februar den Verein „Kirchhellens Pfauen“ gegründet und möchte, dass die Tiere weiterhin frei in Kirchhellen leben können. Foto: Julian Schäpertöns

„Wir werden kämpfen!“

Doch wie geht es nun weiter? Burkhard Sagel selbst möchte die Tiere nicht einsperren. Doch der Pfauen-Verein hat sich dazu bereit erklärt die Auflagen der Stadt zu erfüllen und eine Voliere zu errichten. Nun sollen die Tiere eingefangen werden und bei Vereinsmitglied Stephan Peuler untergebracht werden. Erstmal. Denn das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. „Wir werden kämpfen!“, kündigt Stina Steves an. Auch wenn die Tiere nun erstmal eingesperrt werden, möchte der Verein weiterhin versuchen, dass die Tiere wieder frei in Kirchhellen leben können. Dazu möchte der Verein sich einen Anwalt nehmen und sich an die Politik wenden.

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